Steigende Lebensqualität durch weniger Schmerz und mehr Mobilität

Die Patientenbefragung des Allensbach-Instituts zeigt: Nutzer von medizinischen Kompressionsstrümpfen, orthopädischen Schuheinlagen sowie Bandagen und Orthesen brauchen nach eigenen Angaben weniger Medikamente, können operative Eingriffe oft vermeiden, sind mobiler und gewinnen dadurch an Lebensqualität. Gleichzeitig ist der Therapieerfolg eng mit der guten Aufklärung und der Verschreibungshäufigkeit durch Ärzte sowie mit der umfassenden Beratung durch Sanitätshäuser und Fachgeschäfte verknüpft. Das sind die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von eurocom durchgeführt hat. Dafür wurden im Zeitraum von Dezember 2018 bis Februar 2019 rund 1.300 Frauen und Männer befragt, wie sie die Hilfsmittel nutzen und was diese aus ihrer Sicht bewirken.

Rund 33 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie 22 Millionen an Venenerkrankungen. Damit gehören diese Beschwerden in die Kategorie der Volkskrankheiten. Sie wirken sich nicht nur auf die Lebensqualität der Betroffenen aus, sondern auch auf die Gesamtwirtschaft, denn sie führen häufig zu Arbeitsausfällen und Frühverrentung.

Zu den gängigen Therapieoptionen dieser Erkrankungen gehören Medikamente und Operationen mit allen damit verbundenen Risiken für die Patienten. Die Befragung zeigt jedoch, dass medizinische Kompressionsstrümpfe, orthopädische Schuheinlagen sowie Bandagen und Orthesen eine Alternative darstellen – und das zur großen
Zufriedenheit der Anwender. Oda Hagemeier, Geschäftsführerin eurocom, dazu: „Medizinische Hilfsmittel bestehen den Praxistest der Patienten und haben eine hohe Relevanz, sowohl für den einzelnen Menschen als auch für das Gesundheitssystem.“

Immer mehr Menschen benötigen medizinische Kompressionsstrümpfe, orthopädische Einlagen, Bandagen und Orthesen
Der Bedarf an medizinischen Hilfsmitteln hat sich seit der Erstbefragung vor fünf Jahren spürbar erhöht: Aktuell tragen 13 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren vom Arzt verordnete Bandagen beziehungsweise Orthesen. Das sind rund 7,8 Millionen Patienten – und damit 1,5 Millionen mehr als 2014. Rund 5 Millionen Menschen, das sind 8 Prozent der Gesamtbevölkerung, nutzen ärztlich verordnete medizinische Kompressionsstrümpfe. Deren Einsatz stieg in den vergangenen fünf Jahren um einen Prozentpunkt an. Mit rund 12 Millionen – das entspricht 19 Prozent der Gesamtbevölkerung – ist die Gruppe der Träger orthopädischer Schuheinlagen am höchsten (2014: 18 Prozent). „Mit Blick auf die demographische Entwicklung wird der Anteil der Nutzer vermutlich weiter steigen und die Bedeutung medizinischer Hilfsmittel in der Therapie wachsen“, resümiert Oda Hagemeier.

Medikamente reduzieren, Operationen vermeiden, Mobilität gewinnen
Die Ergebnisse der aktuellen Befragung bestätigen, dass medizinische Hilfsmittel Schmerzen lindern. Davon berichten 72 Prozent der Träger von orthopädischen Schuheinlagen und 58 Prozent der Nutzer von Orthesen oder Bandagen. Auch 43 Prozent der Anwender medizinischer Kompressionsstrümpfe haben nach eigener Angabe dank ihres medizinischen Hilfsmittels weniger Schmerzen.

Die schmerzlindernde Wirkung spiegelt sich auch im geringeren Schmerzmittelbedarf wider: 62 Prozent der befragten Träger von Bandagen und Orthesen haben vor der Verordnung des Hilfsmittels Schmerzmittel genommen. Mehr als die Hälfte davon (54 Prozent) konnten aufgrund der funktionellen Therapie mit Bandagen oder Orthesen ihren Schmerzmittelkonsum reduzieren, 22 Prozent verzichten ganz auf Schmerzmittel. Zudem berichten 21 Prozent, dass sie aufgrund der Bandage oder Orthese auf eine Operation verzichten konnten. Weitere 12 Prozent der Befragten gaben an, dass sich eine Operation verschieben beziehungsweise hinauszögern ließ. „Hilfsmittel reduzieren die Schmerzen, sind eine Alternative zu Medikamenten und helfen den Patienten mobiler zu werden“, sagt Oda Hagemeier. Die Umfrage zeigt, dass 61 Prozent der Kompressionsstrumpfträger, 69 Prozent der Schuheinlagennutzer und 71 Prozent der Träger von Bandagen oder Orthesen dank ihres Hilfsmittels wieder mobiler sind.

Zufriedenheit sorgt für hohe Akzeptanz und Therapietreue
Neun von zehn der befragten Bandagen- und Orthesenträger sind mit ihrem medizinischen Hilfsmittel zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Diesem hohen Wert nähern sich auch die Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe: Die Rate zufriedener Nutzer stieg innerhalb von fünf Jahren von 85 Prozent (2014) auf 89 Prozent. Überdurchschnittlich zufrieden sind diejenigen, die ihre Strümpfe täglich (91 Prozent) oder 13
und mehr Stunden am Tag (94 Prozent) tragen. Ähnlich positiv urteilen Nutzer orthopädischer Schuheinlagen. Hier sind 92 Prozent von ihnen (sehr) zufrieden (2014: 93 Prozent).

Diese hohen Zufriedenheitswerte stehen in einem engen Zusammenhang mit dem positiven Urteil der Patienten über die Wirksamkeit der von ihnen genutzten medizinischen Hilfsmittel: So sagen 85 Prozent der Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe, dass sie ihnen viel oder sehr viel helfen. Ähnlich sieht es bei den orthopädischen Einlagen sowie bei den Bandagen und Orthesen aus: 84 Prozent aller Einlagennutzer und 81 Prozent aller Träger von Bandagen beziehungsweise Orthesen bewerten ihr Hilfsmittel insgesamt als hilfreich oder sehr hilfreich.

Die positiven Urteile sichern medizinischen Hilfsmitteln eine hohe Akzeptanz für eine dauerhafte Therapie: Orthopädische Schuheinlagen, medizinische Kompressionsstrümpfe, und Bandagen/Orthesen werden den Patienten viele Jahre lang immer wieder verschrieben und von ihnen konsequent getragen. Auf den Einsatz von orthopädischen Schuheinlagen vertrauen die Patienten über einen Zeitraum von durchschnittlich 9,1 Jahren. Bei medizinischen Kompressionsstrümpfen sind es im Schnitt 7,2 Jahre. Dabei tragen 60 Prozent der Befragten täglich Kompressionsstrümpfe, weitere 19 Prozent an fünf oder sechs Tagen die Woche. Tägliche Träger sind vor allem diejenigen, die drei und mehr Strumpfpaare besitzen. Das zeigt, dass sich die Verschreibungshäufigkeit positiv auf die Akzeptanz auswirkt und somit den Therapieerfolg fördert. Da Bandagen und Orthesen häufig bei akuten Beschwerden verordnet werden, nutzen Patienten diese Hilfsmittel im Durchschnitt 2,4 Jahre.

Ärztliche Aufklärung fördert Therapieerfolg
Die Umfrage verdeutlicht, wie wichtig das ärztliche Aufklärungsgespräch für den Therapieerfolg ist: So sagen 88 Prozent der Patienten, denen der Arzt die Anwendung und den Nutzen der medizinischen Kompressionsstrümpfe erläutert hat, dass ihnen diese Hilfsmittel viel oder sehr viel helfen. Bei den Patienten, die von ihrem Arzt nicht informiert wurden, sagen das nur 72 Prozent. Ähnliche Werte ergeben sich auch aus der Befragung von Einlagenträgern (87 Prozent vs. 79 Prozent). Mit Bandagen und Orthesen versorgte Patienten verdeutlichen den Effekt einer ärztlichen Aufklärung noch stärker: So sagen 86 Prozent der ärztlich aufgeklärten Nutzer, dass ihre medizinischen Hilfsmittel ihnen viel oder sehr viel helfen; unter den nicht informierten sind es hingehen nur 59 Prozent.

Grundsätzlich klären die meisten Ärzte ihre Patienten über die Wirkungsweise der medizinischen Hilfsmittel auf. Das bestätigen 82 Prozent der Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe, 73 Prozent der Einlagennutzer und 79 Prozent der Befragten, die eine Bandage oder Orthese verschrieben bekommen haben.

Die Zahl der ärztlichen Folgeuntersuchungen hat sich je nach Hilfsmittel im Vergleich zu 2014 unterschiedlich entwickelt: Der Anteil der Träger von Kompressionsstrümpfen, die von einem zweiten Untersuchungstermin berichten, stieg von 51 Prozent (2014) auf 61 Prozent an, bei den Nutzern orthopädischer Schuheinlagen (2014: 41 Prozent; 2019: 40 Prozent) und bei den Trägern von Orthesen/Bandagen (2014: 59 Prozent; 2019: 56 Prozent) fanden weniger Zweittermine statt.

Kunde im Fachgeschäft sehr gut bedient
Erste Adresse für den Erwerb medizinischer Hilfsmittel ist das Sanitätshaus
beziehungsweise ein orthopädietechnisches oder orthopädieschuhtechnisches Fachgeschäft. Das bestätigen in der aktuellen Umfrage 82 Prozent der Träger medizinsicher Kompressionsstrümpfe, 94 Prozent der Einlagennutzer und 77 Prozent der Bandagen- und Orthesenträger.

Wie bei der ärztlichen Versorgung, spielt auch die Beratung durch Sanitätshäuser und Fachgeschäfte eine wichtige Rolle hinsichtlich des Therapieerfolgs. Dass ihnen das Anziehen, Tragen oder Reinigen ihrer medizinischen Kompressionsstrümpfe erläutert wurde, sagen 85 Prozent der Befragten – und damit 5 Prozent mehr als noch 2014. Der sachgerechte Umgang mit der Bandage oder Orthese wurde 81 Prozent der Nutzer erläutert. Verglichen dazu wurden die Träger orthopädischer Schuheinlagen seltener beraten. Hier bestätigen nur 55 Prozent eine Unterweisung.

Die fachgerechte Vermessung gehört bei allen Hilfsmitteln zum Service der Sanitätshäuser und Fachgeschäfte. Demnach sagen 93 Prozent der Träger von medizinischen Kompressionsstrümpfen, 95 Prozent der Einlagennutzer und 78 Prozent der Anwender einer Bandage oder Orthese, dass sie vermessen wurden.

Entsprechend hoch ist die sofortige Passgenauigkeit der medizinischen Hilfsmittel: Kompressionsstrümpfe haben bei 81 Prozent aller befragten Patienten sofort gepasst, Bandage und Orthese sogar bei 84 Prozent, orthopädische Einlagen bei 76 Prozent. Die wenigen Fälle von Passformdifferenzen ließen sich durch Nachbesserungen lösen.

Nutzer bescheinigen Qualität und Alltagstauglichkeit
Die Erwartungen der Nutzer an die medizinischen Hilfsmittel sind hoch – und sie werden erfüllt. Das zeigt die aktuelle Umfrage.

Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe wünschen sich eine gute Verarbeitung, Tragekomfort und ein einfaches An- und Ausziehen. Genau diese Aspekte bescheinigen sie auch ihren Strümpfen. So sagen 73 Prozent der Träger, dass ihre medizinischen Kompressionsstrümpfe sehr gut verarbeitet sind und 60 Prozent bestätigen eine uneingeschränkte Hautfreundlichkeit. Immerhin 49 Prozent sagen, dass sie keine Schwierigkeiten beim An- und Ausziehen ihrer Strümpfe haben und weitere 31 Prozent bestätigen das mit leichten Einschränkungen.

Tragekomfort, eine gute Verarbeitung und die Nutzung in möglichst vielen Schuhen erwarten die Träger orthopädischer Schuheinlagen. Auch bei ihnen zeigt sich, dass Wunsch und Wirklichkeit in den wichtigen Aspekten übereinstimmen. So bestätigen 77 Prozent, dass ihre Einlagen angenehm zu tragen sind, 72 Prozent sind voll und ganz von der Verarbeitung überzeugt und 51 Prozent bescheinigen eine lange Haltbarkeit. Auch wenn die Nutzung der Schuheinlagen in verschiedenen Schuhen aus technischen Gründen nicht immer erfüllbar ist, sehen immerhin 49 Prozent diese Eigenschaft als „voll und ganz“ erfüllt an.

Bandagen- und Orthesenträger loben vor allem das Sicherheitsgefühl, dass ihnen ihr Hilfsmittel gibt (78 Prozent uneingeschränkte Zustimmung), die einfache Handhabung (70 Prozent uneingeschränkte Zustimmung) und die gute Verarbeitung (63 uneingeschränkte Zustimmung). Damit bestätigen auch diese Befragten, dass die Hilfsmittel ihre Erwartungen erfüllen.

Hilfsmittelnutzer haben mehr vom Leben
Die Befragten berichten, dass sie durch ihr Hilfsmittel den Alltag besser bewältigen können und Lebensqualität zurückgewonnen haben. Das sagen 79 Prozent der Nutzer von Bandagen und Orthesen. Auch 74 Prozent der Träger von medizinischen Kompressionsstrümpfen stimmen der Aussage zu – vor allem diejenigen, die ihre Strümpfe täglich tragen (80 Prozent). Von den Patienten, die ihre Strümpfe täglich 13 und mehr Stunden nutzen, ziehen sogar 85 Prozent eine positive Bilanz bezüglich der Lebensqualität. Auch 74 Prozent der Einlagenträger bestätigen einen entsprechenden
Zugewinn.

Bandagen oder Orthesen helfen den Trägern zudem, schneller wieder berufstätig zu sein: Mehr als die Hälfte derjenigen, die nach der Verletzung oder Erkrankung nicht arbeitsfähig waren, konnte aufgrund der verordneten Bandage beziehungsweise Orthese früher als vorgesehen an den Arbeitsplatz zurückkehren.

Alle Ergebnisse der Umfrage sind in der Broschüre „Nutzen und Wirksamkeit medizinischer Hilfsmittel: Steigende Lebensqualität durch weniger Schmerz und mehr Mobilität“ veröffentlicht. Sie ist als Download unter www.eurocom-info.de/service/publikationen verfügbar oder kann als Printfassung bei eurocom e. V. – european manufacturers
federation for compression therapy and orthopaedic devices angefordert werden.