Mehr Lebensqualität, weniger Medikamente

Patienten-Umfrage zu orthopädischen Hilfsmitteln

Bei Beschwerden am Bewegungsapparat und bei Venenleiden verschreiben Ärzte gern orthopädische Hilfsmittel. Doch wie kommen Einlagen, Kompressionsstrümpfe sowie Bandagen und Orthesen bei den Patienten an? Welche Wirkung haben sie? Dazu hat das Institut für Demoskopie Allensbach eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Im Auftrag von eurocom fanden Telefoninterviews mit mehr als 1.200 Nutzern statt. „Unser Ziel war es, Vermutungen durch Fakten zu ersetzen“, sagt Dr. Ernst Pohlen, Geschäftsführer von eurocom. „Und die Ergebnisse haben unsere Erwartungen noch übertroffen. Hilfsmittel bestehen nicht nur in wissenschaftlichen Untersuchungen sondern auch den Praxistest der Nutzer.“

Lob von den Patienten

Die große Mehrheit der Befragten ist mit ihren orthopädischen Hilfsmitteln zufrieden bis sehr zufrieden. Besonders überzeugt sind die Träger von Einlagen (93 Prozent), gefolgt von Patienten, die Bandgagen beziehungsweise Orthesen nutzen (91 Prozent), und den Trägern von Kompressionstrümpfen (85 Prozent). Die hohe Zufriedenheit korreliert stark mit dem Nutzen, den die Anwender ihrem jeweiligen Hilfsmittel bescheinigen. Gefragt, wie sehr es ihnen hilft, antworten 89 Prozent der Träger von Einlagen „sehr viel“ oder „viel“. Bei den Nutzern von Bandagen/Orthesen sowie Kompressionsstrümpfen trifft dies auf 87 beziehungsweise 85 Prozent der Befragten zu. Dass Kompressionsstrümpfe und Bandagen/Orthesen gar nicht helfen, glaubt nur einer von hundert Befragten.

Angestrebte Effekte treten ein

Jene Patienten, die ihr Hilfsmittel als nützlich bewerten, wurden nach den konkreten Effekten befragt. Träger von Einlagen nennen an erster Stelle, dass sie weniger Schmerzen empfinden (78 Prozent). Auch die Nutzer von Kompressionsstrümpfen erwähnen besonders häufig, dass ihre Beschwerden abgenommen haben (70 Prozent). Wer eine Bandage oder Orthese trägt, bestätigt vor allem die angestrebte Stabilisierung der Gelenke (66 Prozent). Weitere Effekte bei Kompressionsstrümpfen sind beispielsweise der Rückgang der Schwellungen (51 Prozent) und eine verbesserte Durchblutung (38 Prozent). Bandagen und Orthesen verschaffen 38 Prozent ihrer Nutzer mehr Bewegungsspielraum.

Weniger Schmerzmittel, weniger Operationen

Hilfsmittel lindern laut Umfrage Schmerzen und Beschwerden. Das wirkt sich direkt auf den Bedarf an Medikamenten aus. Beispiel Bandagen/Orthesen: 60 Prozent ihrer Träger musste früher regelmäßig Präparate gegen die Schmerzen einnehmen. Zwei Drittel dieser Personengruppe gibt an, dank ihrer Hilfsmittel ganz oder teilweise darauf verzichten zu können. Darüber hinaus berichten die Patienten, dass orthopädische Hilfsmittel die Zahl notwendiger Operationen senken. Befragt wurden jene 77 Prozent der Patienten, die ihre Hilfsmittel nicht nach einer Operation oder in der Reha erhalten haben und die wegen dauerhafter Beschwerden, akuter Schmerzen oder einer Verletzung einen Arzt aufgesucht haben. Von diesen Patienten gibt beinahe die Hälfte an, dass ihnen der Gang zum Chirurgen erspart blieb oder dass er sich dank Hilfsmittel hinauszögern lässt.

Hilfsmittelnutzer haben mehr vom Leben

Angesichts dieser Befunde verwundert es nicht, dass rund drei Viertel aller Befragten ein Plus an Lebensqualität bekunden. Besonders positiv eingestellt sind Patienten, die täglich Kompressionsstrümpfe tragen: Acht von zehn haben dank ihrer Hilfsmittel mehr vom Leben. Von denjenigen, die ihre Strümpfe nicht jeden Tag anziehen, bejahen dies immerhin 67 Prozent. Unter den Trägern von Bandagen/Orthesen sowie von Einlagen freuen sich vor allem die Älteren über mehr Lebensqualität (80 Prozent beziehungsweise 83 Prozent der Patienten ab 65 Jahre). Ihren Einlagen schreiben aber auch fast zwei Drittel der Unter-45-Jährigen einen Gewinn an Lebensqualität zu.

Orthopädische Hilfsmittel im Alltag

Die Anwender erwarten neben der medizinischen Wirkung auch, dass ihre Hilfsmittel alltagstauglich sind. Bei Einlagen zählen laut Umfrage in erster Linie Komfort, Verarbeitung und Haltbarkeit. Wer Kompressionstrümpfe trägt, verlangt, dass die Nähte halten und dass sich keine Laufmaschen bilden. Vor allem Frauen interessieren darüber hinaus ästhetische Aspekte: Ihre Kompressionsstrümpfe sollen möglichst unauffällig sein und nicht nach Krankheit aussehen. Den Nutzern von Bandagen/Orthesen ist besonders wichtig, dass sie sich sicher fühlen und dass sich ihre Hilfsmittel einfach an- und ausziehen lassen. Diese Erwartungen werden in hohem Maße erfüllt: Die Zustimmungswerte liegen bei sämtlichen Produkteigenschaften und bei allen orthopädischen Hilfsmitteln jeweils zwischen 80 und 97 Prozent.

Fachgeschäfte: überwiegend guter Dienst am Kunden

Die weitaus meisten Hilfsmittel werden in Spezialgeschäften gefertigt, also in einem Fachbetrieb für Orthopädietechnik beziehungsweise Orthopädieschuhtechnik oder in einem Sanitätshaus. Deren Mitarbeiter erhalten ein hervorragendes Zeugnis: 95 Prozent der Patienten sind zufrieden bis sehr zufrieden damit, wie sie als Kunde behandelt und beraten werden. Und meistens passen die Hilfsmittel auf Anhieb. 83 Prozent der Patienten konnten ihre Bandagen/Orthesen sofort tragen. Für Einlagen galt dies zu 81 Prozent und für Kompressionsstrümpfe zu 78 Prozent.

In der Regel werden die Hilfsmittel individuell angepasst. So sagen 98 Prozent der Einlagenträger, dass ihre Füße vermessen wurden. Die Nutzer von Kompressionsstrümpfen wurden zu 89 Prozent vermessen. 5 Prozent dieser Patientengruppe gab allerdings zu Protokoll, dass ihre Werte noch nie erfasst worden seien. Bei Bandagen/Orthesen sind Handvermessungen oder elektronische Messungen möglich. Die Mehrheit der Patienten (61 Prozent) wurde von Hand vermessen, 10 Prozent elektronisch. Bei mehr als jedem Fünften fand keine Vermessung statt.

Mit dem Messen hört guter Service nicht auf. Besonders bei Bandagen/Orthesen wird deutlich, wie wichtig Information ist. 83 Prozent der Patienten geben an, dass ihnen der Leistungserbringer den Umgang mit dem Hilfsmittel erläutert hat, lediglich 13 Prozent verneinen das. Die Konsequenzen unzureichender Einweisungen sind deutlich messbar: Die Patienten, die nicht unterwiesen wurden, geben vergleichsweise häufiger an, dass ihre Bandage beziehungsweise Orthese weniger oder gar nicht hilft. „Alles in allem können wir mit der Leistung der Fachgeschäfte zufrieden sein“, fasst Dr. Pohlen zusammen. „Die Umfrage deckt allerdings auch Optimierungspotenzial beim Vermessen und bei der Patienteninformation auf.“