Bewegen und stabilisieren: Tipps gegen das Massenphänomen Rückenschmerz

Bandagen und Orthesen unterstützen die Behandlung

Schätzungen zufolge leiden mehr als 40 Prozent aller Erwachsenen unter Rückenschmerzen, nur ein Fünftel der Bevölkerung hat nie im Leben damit zu tun. Mithilfe von Bandagen und Orthesen können Betroffene oft ganz oder teilweise auf Schmerzmittel verzichten. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag von eurocom, der Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel. Zudem bleibe fast einem Viertel aller Schmerzgeplagten dank stabilisierender oder entlastender Hilfsmittel eine Operation erspart. „Bandagen und Orthesen sind ein wichtiger Mosaikstein bei der Behandlung von Rückenschmerzen“, bestätigt Dr. med. René Toussaint, der als Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin seit mehr als 20 Jahren Erkrankungen des Bewegungsapparates behandelt. Wenn die Hilfsmittel mit Maßnahmen wie Bewegungstherapie oder Gesprächen zum persönlichen Verhalten kombiniert werden, könne das die Mehrheit aller berufstätigen Rückenkranken zügig zurück ins Alltags- oder Berufsleben bringen.

Kein starres Korsett

Jeder zehnte Deutsche wendet Bandagen und Orthesen an. Oft sind Rückenschmerzen der Anlass. Immerhin 59 Prozent der Anwender verspüren laut Allensbach-Umfrage weniger Schmerzen und 96 Prozent geben an, die Hilfsmittel gäben ihnen ein sicheres Gefühl. Die Zufriedenheit liegt auch daran, dass moderne Orthesen und Bandagen in der Regel atmungsaktiv und einfach zu handhaben sind. Erhältlich sind sie in Konfektionsgröße, abgestimmt auf gängige Körpermaße. Bewegungshemmende Korsette kommen nur noch selten zum Einsatz. Stattdessen ermöglichen aktive, dynamische Hilfsmittel wieder Bewegungen und Mobilität – und helfen so auch einer Rückbildung der Muskulatur vorzubeugen.

Komplexes Ursachengefüge

Bewegungsmangel, Stress, Fehlbelastungen oder auch Vorschädigungen – es gibt viele Gründe, warum der Bereich zwischen Hals- und Lendenwirbelsäule schmerzt. „Der chronische Rückenschmerz hat meist ein sehr komplexes Ursachengefüge“, sagt der Rückenspezialist Dr. Toussaint. Oft gebe es dabei einen Kreislauf aus Fehlhaltung oder Fehlfunktion, Schmerz, Verspannung – und in der Folge weitere Fehlhaltung. Zwar sind 80 bis 90 Prozent der Rückenschmerzen in vier bis sechs Wochen abgeklungen. Doch Dr. Toussaint rät dazu, zum Arzt zu gehen, wenn die Beschwerden unverändert länger als vier Wochen anhalten – es sei denn, es treten zusätzlich Lähmungen beziehungsweise Inkontinenz auf oder es gibt ein erhöhtes Risiko für Frakturen der Wirbelkörper beziehungsweise für Tumorerkrankungen. Dann müssen Betroffene sofort zum Arzt.

Dem Schmerz vorbeugen

„Bewegung ist die beste Vorbeugung gegen Rückenschmerz“, sagt Dr. Toussaint. Er rät dazu, sich zwei bis drei Mal die Woche 45 Minuten intensiv zu bewegen. Infrage kommen dabei alle Ausdauersportarten und im Prinzip alle Bewegungsaktivitäten, die dem Patienten Spaß machen. Schon einfache Maßnahmen helfen: die Treppe benutzen statt Fahrstuhl oder Rolltreppe zu fahren, zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit statt mit dem Auto oder am Schreibtisch öfters mal kleine Bewegungspausen einlegen.